(v. l.) Jonas Tigges, Zimmerer-Meister und Baubetriebsleitung , Birgit Kostner, Bildhauermeisterin und Expertin für 3D-Aufmaße und Visualisierung, Geschäftsführer Erasmus Drücker, Landesvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mona Neubaur und stellv. Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Wolfgang Borgert.
HWK OWL
(v. l.) Jonas Tigges, Zimmerer-Meister und Baubetriebsleitung , Birgit Kostner, Bildhauermeisterin und Expertin für 3D-Aufmaße und Visualisierung, Geschäftsführer Erasmus Drücker, Landesvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mona Neubaur und stellv. Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Wolfgang Borgert.

Austausch zwischen Handwerk und Politik in der Fachwerkstatt Drücker GmbH

„Der regelmäßige Austausch mit und in Betrieben ist wichtig, damit wir mitbekommen, was dort passiert und was die Menschen bewegt“, so Mona Neubaur, die im Rahmen ihrer „Transformationstour“ Unternehmen und Einrichtungen besucht, die bereits heute so arbeiten und produzieren, wie viele andere es erst morgen tun werden. Erasmus Drücker, Geschäftsführer der Fachwerkstatt, und seine Mitarbeiterin Birgit Kostner freuten sich über die Möglichkeit des Austauschs mit Politik und Handwerkskammer und nutzen die Gelegenheit ihre fortschrittliche Arbeit zu präsentieren und auch Defizite im Bereich der Digitalisierung anzusprechen.

Die Fachwerkstatt Drücker GmbH aus Rietberg ist Vorreiterin im Bereich der Digitalisierung. Ihr Leistungsspektrum umfasst neben Rohbauarbeiten im Bereich Baudenkmalpflege und Altbauerhaltung auch digitale 3D-Aufmaße. Expertin der Fachwerkstatt Drücker auf dem Gebiet BIM (Building Information Modeling) ist Birgit Kostner. Die gelernte Bildhauermeisterin hat nach ihrer Ausbildung eine Umschulung im Multimedia-Sektor gemacht und ist seit 2014 nach 17 Jahren Unterbrechung bei der Fachwerkstatt für 3D-Aufmaße und Visualisierung zuständig. Anfangs stand die Visualisierung von Fachwerkhäusern im Fokus, mittlerweile ist der Betrieb ein gefragter Dienstleister für 3D-Aufmaße in ganz Deutschland und international. Für ihre Vermessungsmethode mit Hilfe von Multikoptern wurde der Fachbetrieb bereits 2018 mit dem Zukunftspreis Handwerk OWL in der Kategorie „digitale Geschäftsmodelle“ ausgezeichnet.

In der Fachwerkstatt trifft Tradition auf Moderne. Arbeiten mit der BIM-Methode, einer arbeitsteiligen Kooperation, gehört hier zum Alltag. Und genau darin besteht laut Drücker die vorherrschende Problematik: „Wir sind auf der Suche nach Partnerinnen und Partnern, die genauso denken, wie wir und etwas voranbringen wollen. Doch in Deutschland wird noch viel in die falsche Richtung gedacht. Vor allem fehlen aktuell junge Ingenieure, die Lust auf Innovationen haben.“ Gerade bei Fachwerkhäusern ist eine genaue, individuelle Vorplanung essenziell. „Wir planen nicht auf der Baustelle, wenn es dort losgeht, ist die Planung bereits abgeschlossen“, erklärt Erasmus Drücker.

Im August fangen sechs Auszubildende ihre Lehre in der Fachwerkstatt an. Mit einer abgeschlossenen handwerklichen Ausbildung haben junge Leute die beste Grundlage für eine erfolgreich gestaltete Zukunft, gerade auch als Vorbereitung auf eventuelles ein späteres Studium. „Denn wir brauchen auch die, die erst eine Ausbildung machen und sich im Anschluss den akademischen Titel holen“, so Borgert. Zum Beispiel sollte ein BIM-Manager, laut Drücker, in jedem Fall im Handwerk angesiedelt sein. Die Bildungsangebote im BIM-Bereich sind aber nicht ausreichend bzw. gar nicht vorhanden, weshalb Birgit Kostner sich den Großteil ihrer Fähigkeiten eigeninitiativ angeeignet hat.

Im Gespräch wurde deutlich, dass sich in der Bildungslandschaft und im Behördenapparat in NRW zeitnah etwas bewegen muss, damit Unternehmen sich zukunftsorientiert entwickeln können. Das Angebot an Plattformen, die digitale Pioniere zusammenbringen und ihnen die Möglichkeit des Austauschs bietet, muss forciert werden. Das ist die Brücke, die geschlagen werden muss, wenn im Handwerk Innovationen entstehen. „Das Handwerk denkt nach vorne. Und bei uns in OWL arbeiten seit Jahren viele unterschiedliche Akteure, die sonst nichts miteinander zu tun haben, gemeinsam an wichtigen Zukunftsprojekten“, bekräftigt Wolfgang Borgert. Birgit Kostner hat großes Interesse daran, ihr Wissen zu BIM in einem Arbeitskreis mit anderen zu teilen. „Es müssen Pilotprojekte geschaffen werden, an denen Handwerker, Ingenieure, Bauzeichner und Architekten zusammen üben“, fordert Erasmus Drücker. Nur so kann die Digitalisierung der Baubranche vorangetrieben werden, ohne dass jemand abgehängt wird. Diese Meinung teilt auch Mona Neubaur: "Wenn Unternehmen sich so schnell weiterentwickeln, darf der Staat nicht stehen bleiben. Auf meiner Tour höre ich immer wieder: Kümmert euch darum, dass Behörden und Ämter digitaler und zeitgemäßer werden und den Bürgerinnen und Bürgern auf Augenhöhe begegnen."