(v. l.) Daniel Hartmann, Bürgermeister Höxter, Dr. Maribel Illig, Geschäftsführerin HWK OWL zu Bielefeld, Dominik Rüther, Geschäftsführer KH Höxter-Warburg, Martin Knorrenschild, Kreishandwerksmeister KH Höxter-Warburg, Heiner Dresrüsse, Vizepräsident HWK OWL zu Bielefeld, Lisa Valentin-Kalisch, Geschäftsführerin der Tischlerei Valentin RenoTec in Höxter und Carl-Christian Goll, Geschäftsführer HWK OWL zu Bielefeld
HWK OWL
(v. l.) Daniel Hartmann, Bürgermeister Höxter, Dr. Maribel Illig, Geschäftsführerin HWK OWL zu Bielefeld, Dominik Rüther, Geschäftsführer KH Höxter-Warburg, Martin Knorrenschild, Kreishandwerksmeister KH Höxter-Warburg, Heiner Dresrüsse, Vizepräsident HWK OWL zu Bielefeld, Lisa Valentin-Kalisch, Geschäftsführerin der Tischlerei Valentin RenoTec in Höxter und Carl-Christian Goll, Geschäftsführer HWK OWL zu Bielefeld

14. März 2024 Bürokratie abbauen und für das Handwerk begeistern

Unter dem Motto „Handwerk gibt Impulse“ hat die Handwerkskammer Ostwestfalen‐Lippe zu Bielefeld zu einem Informationsaustausch in die Tischlerei „Valentin RenoTec GmbH“ in Höxter eingeladen. Gemeinsam mit Heiner Dresrüsse, Vizepräsident der Handwerkskammer OWL, den Kammer‐Geschäftsführenden Dr. Maribel Illig und Carl‐Christian Goll sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern der Handwerksorganisation diskutierten zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft, Schulen und Verwaltung über die Bedeutung der Nachwuchs‐ und Fachkräftesicherung im Handwerk und den erforderlichen Abbau bürokratischer Hürden für kleine und mittelständische Betriebe.

Die Tischlerei Valentin RenoTec GmbH plant, entwickelt, gestaltet und fertigt Einrichtungsgegenstände für die private Kundschaft sowie Elemente für den Objekt‐ und Ladenbau. Der traditionsreiche Familienbetrieb wird in dritter Generation von Lisa Valentin‐Kalisch geleitet, die seit 2012 im Unternehmen mitarbeitet und im Jahr 2016 als Teilhaberin eingestiegen ist. Zuvor hat die 37‐Jährige eine Tischler‐Ausbildung in der Tischlerei Josef Fuhrmann in Marienmünster‐Löwendorf abgeschlossen und ein Studium der Innenarchitektur in Detmold sowie eine Fortbildung zur Betriebswirtin des Handwerks absolviert. Großen Wert legt die Tischlerei auf eine nachhaltige Produktionsweise: Zugelieferte Produkte von Lieferanten sind ökologisch zertifiziert und Oberflächen werden auf Wunsch schadstofffrei mit Ölen und Wachsen behandelt.

Die Nachfrage an den Produkten und Dienstleistungen des Fachbetriebes ist groß, die 24 Mitarbeitenden und fünf Auszubildenden sind gut ausgelastet. Auch deshalb wünscht sich Valentin‐Kalisch mehr Freiräume von bürokratischen Anforderungen. „Das Ausmaß an Dokumentations‐, Informations‐ und Nachweispflichten ist enorm“, betonte die Unternehmerin. Ob Finanzamt, Agentur für Arbeit, Berufsgenossenschaft oder Statistikämter, regelmäßig müsse der Betrieb umfassende Daten bereitstellen. Für kleine Unternehmen wie die Tischlerei Valentin sei dieser „Papierkrieg“ eine große Herausforderung. „Wie viele Betriebe unserer Größe verfügen wir nicht über eine gesonderte Abteilung, die diesen bürokratischen Aufwand erledigen könnte. Wir müssen alles im Alltagsgeschäft nebenbei erledigen“, erklärte Valentin‐Kalisch. Auch Heiner Dresrüsse, Vizepräsident der Handwerkskammer OWL, konstatierte, dass der Bürokratieaufwand für viele Betriebe zunehmend zu einer großen Belastung werde. „Seit vielen Jahren redet die Politik über Bürokratieabbau, aber es passiert nichts, im Gegenteil“. Es brauche daher einen Bürokratieabbau in der Praxis, und nicht nur in der Theorie. Der Vizepräsident sprach sich für die Idee einer Modellregion in Ostwestfalen‐Lippe aus: „Diese soll die Anzahl der Regulierungen senken, die Handhabbarkeit von Regulierungen verbessern und auf überregionale Kooperation statt auf kleinteilige Kontrolle setzen“. Auf diese Weise würden Handlungsspielräume geschaffen, die dringend nötig seien, um die gesellschaftliche Transformation zu bewältigen.

Als leidenschaftliche Handwerkerin liegt Lisa Valentin‐Kalisch auch das Thema der Nachwuchs‐ und Fachkräftesicherung am Herzen. „Im Handwerk kann man sich kreativ ausleben und am Ende des Tages sehen, was man mit den eigenen Händen geschaffen hat. Diese wunderbaren Möglichkeiten müssen noch bekannter werden“, forderte sie. Dies unterstrich auch Carl‐Christian Goll, Geschäftsführer Berufsbildung der Handwerkskammer. „Das Handwerk schafft hervorragende berufliche Entwicklungsperspektiven für junge Menschen im ländlichen Raum“. Es sei wichtig, diese Perspektiven noch stärker als bisher sichtbar zu machen. „Dazu braucht es eine Intensivierung der Berufsorientierung an allen weiterführenden Schulformen, einen Ausbau verpflichtender Berufspraktika und generell eine stärkere Wertschätzung des Handwerks“, so Goll. Es müsse noch klarer werden, dass das Studium kein alleiniger Königsweg für eine gelingende berufliche Zukunft sei, ergänzte Dr. Maribel Illig, Geschäftsführerin der Handwerkskammer und Leiterin des Berufsbildungszentrums im Campus Handwerk. „Nach einer Ausbildung im Handwerk muss noch lange nicht Schluss sein“, so Illig. Ob Meister, Betriebswirtin des Handwerks, technische oder berufliche Lehrgänge: Die Fort‐ und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk seien zahlreich und individuell. „Wichtig ist in erster Linie Spaß und Leidenschaft an kreativer, praktischer Arbeit“, so Valentin‐Kalisch. Dass diese Eigenschaften im Betrieb vermittelt und gefördert werden, davon konnten sich die Besucherinnen und Besucher noch bei einem abschließenden Rundgang durch die Tischlerei selbst überzeugen.