(v. l.) Heiner Dresrüsse, geschäftsführender Gesellschafter der Heiner Dresrüsse Metallbau GmbH, Rudolf Eickhoff, technischer Geschäftsführer von Venjakob Maschinenbau GmbH & Co. KG, sowie Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld
HWK OWL
(v. l.) Heiner Dresrüsse, geschäftsführender Gesellschafter der Heiner Dresrüsse Metallbau GmbH, Rudolf Eickhoff, technischer Geschäftsführer von Venjakob Maschinenbau GmbH & Co. KG, sowie Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld

09. Oktober 2024 Handwerkskammer fordert Investitionsanreize

Nach den Ergebnissen der Herbst-Konjunkturbefragung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld zeigt sich das regionale Handwerk trotz schwieriger Rahmenbedingungen und ausbleibender Wachstumsimpulse weiterhin widerstandsfähig. Gegenüber den konjunkturellen und strukturellen Krisenfaktoren der deutschen Wirtschaft bleibt das Handwerk in der Region weiterhin robust. Die schwache Baukonjunktur, die geringe Exportdynamik und die Investitionszurückhaltung verhindern jedoch eine Belebung der Handwerkskonjunktur. Insgesamt beurteilen 46 Prozent der mehr als 1.100 teilnehmenden Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage weiterhin als gut, 40 Prozent sind zufrieden und nur 14 Prozent melden eine schlechte Geschäftslage.

„Unter gesamtwirtschaftlich schwierigen Vorzeichen erwarten die Handwerksbetriebe in unserem Kammerbezirk für das kommende Halbjahr bestenfalls eine stabile Seitwärtsbewegung der Konjunktur auf deutlich niedrigerem Niveau. Eine schwungvolle Erholung bleibt aus“, betonte Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld. „Insbesondere die politische und wirtschaftliche Unsicherheit hemmen die Investitionsbereitschaft des regionalen Handwerks enorm“, erklärte der Hauptgeschäftsführer. Das Investitionsklima sinkt auf 88 Punkte und bleibt damit auf einem sehr niedrigen Niveau. „Diese starke Investitionszurückhaltung bedeutet verpasste Chancen für Transformationsimpulse“, so Prager. Daher brauche es Anreize für mehr Investitionen sowie eine wachstumsorientierte Steuer- und Abgabenpolitik, die Belastungen und Unsicherheiten für den Mittelstand reduziere. Diese Einschätzung teilte auch Rudolf Eickhoff, technischer Geschäftsführer bei Venjakob Maschinenbau in Rheda-Wiedenbrück, der von einem schwierigen Investitionsumfeld sprach und sich mehr Planungssicherheit von der Politik wünschte. Heiner Dresrüsse, Vizepräsident der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld und Inhaber des Bielefelder Betriebes Metallbau Heiner Dresrüsse GmbH, betonte: „Neben dem anhaltend großen Nachwuchs- und Fachkräftebedarf bereiten dem Metallhandwerk vor allem fehlende verlässliche Rahmenbedingungen Probleme“.    

Besonders angespannt bleibt die Lage auch im Baugewerbe. Vor allem der Einbruch im Wohnungsbau, verursacht durch rückläufige Bauplanungen und nicht realisierte Baugenehmigungen, drückt auf die Stimmung. Steigende Zinsen, hohe Material- und Energiekosten sowie der Fachkräftemangel verschärfen die Situation zusätzlich. Auch im Ausbaugewerbe wirkt sich der weiter rückläufige Wohnungsneubau belastend auf die Auftragslage aus. Allerdings konnten die Betriebe hier den Rückgang teilweise durch Aufträge im Bereich der Sanierung sowie der Energie- und Wärmewende kompensieren.

Im Kraftfahrzeuggewerbe ist die Stimmung dagegen positiver, was insbesondere aus der positiven Entwicklung des Fahrzeugabsatzes herrührt. Das Gesundheitsgewerbe verzeichnet ebenfalls einen Anstieg des Geschäftsklimas, der sowohl auf eine Verbesserung der Lage als auch der Erwartungen zurückzuführen ist. Verschlechterungen der konjunkturellen Situation vermelden dagegen die Betriebe des Lebensmittelgewerbes, die Handwerke für den privaten sowie für den gewerblichen Bedarf.

Insgesamt sinkt die Auftragsreichweite im saisonalen Herbst-Vergleich deutlich um 18,3 %, auch die Auslastung der Betriebe sinkt. 53 % der befragten Betriebe melden eine starke Auslastung von 80 % und mehr, während 20 % der Befragten eine niedrige Kapazitätsauslastung von unter 60 % verzeichnen. Der Geschäftsklimaindex, der als konjunktureller Leitindikator die aktuelle Lagebewertung und Erwartungen von Unternehmen bündelt, liegt bei 111 Punkten und ist damit im Vergleich zum vergangenen Herbst um 11 Punkte gefallen.