(v. l.) Michael Friemuth, Vizepräsident des Baugewerbeverbandes Westfalen und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, Karlgünter Eggersmann, Präsident der Bauverbände.NRW, sowie Hermann Schulte-Hiltrop, Hauptgeschäftsführer der Bauverbände.NRW
HWK OWL
(v. l.) Michael Friemuth, Vizepräsident des Baugewerbeverbandes Westfalen und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, Karlgünter Eggersmann, Präsident der Bauverbände.NRW, sowie Hermann Schulte-Hiltrop, Hauptgeschäftsführer der Bauverbände.NRW

27. Juni 2023 Spürbarer Auftragsrückgang in der Baubranche

Steigende Zinsen, explodierende Rohstoffkosten und die Einstellung von Förderprogrammen belasten derzeit viele bauwillige Menschen. „Bauen kann sich heute kaum noch jemand leisten“, erklärte Karlgünter Eggersmann, Präsident der Bauverbände.NRW, und ergänzte: „Immer mehr Wohnungsbauunternehmen und Baugenossenschaften ziehen sich aus dem Neubaugeschäft zurück.“ Diese Entwicklung lasse sich auch an den erteilten Baugenehmigungen ablesen, die im ersten Quartal 2023 in NRW um 43 Prozent eingebrochen seien. „Dies ist besonders besorgniserregend, da diese Zahlen auch ein starker Indikator für die zukünftige Auftragslage sind“, betonte Michael Friemuth, Vizepräsident des Baugewerbeverbandes Westfalen und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld.

Ein zentraler Grund für den Preisanstieg seien vor allem die hohen Erzeugerpreise. „Diese sind heute auf einem konstant höheren Level als noch vor einigen Jahren“, betonte Hermann Schulte-Hiltrop, Hauptgeschäftsführer der Bauverbände.NRW. Besonders kritisch sei die Lage bei den mineralischen Baustoffen, die immer neue Rekordwerte erreichten. Auch die deutlich gestiegenen Zinsen befeuerten den Preisanstieg. „Die Zeiten, in denen Baudarlehen mit einem Prozent verzinst waren, sind vorbei. Derzeit pendeln sich die Bauzinsen zwischen drei und vier Prozent ein“, so Schulte-Hiltrop.

„Die Schaffung von neuem Wohnungsbau ist wichtig für den sozialen Frieden, daher wünschen wir uns mehr Rückendeckung von der Politik“, erklärte Friemuth. Um angesichts der stark gestiegenen Rohstoffpreise gegenzusteuern, solle auf die geplante Sonderabgabe für Sand und Kies in NRW verzichtet sowie ein vergünstigter Mehrwertsteuersatz für nachhaltige Bauprodukte eingeführt werden. „Zudem fordern wir eine Absenkung der Grunderwerbssteuer und die Wiedereinführung einer verlässlichen Förderkulisse für mehr Planungssicherheit bei Betrieben und Bauherren“, betonte Friemuth. Es brauche ein deutliches Umdenken, damit das Bauhandwerk auch in Zukunft seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden könne, den bestehenden Wohnraummangel zu beheben und die ambitionierten Klimaziele im Gebäudesektor praktisch umzusetzen.