Deutsch-französische Handwerksfreundschaft
Seit 42 Jahren pflegen das ostwestfälisch-lippische und das westfranzösische Handwerk eine enge Freundschaft. Die Zusammenarbeit der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld mit den beiden Partnerkammern in Nantes und in der Vendée ist geprägt durch einen lebendigen und sehr ernsthaften Austausch auf unterschiedlichen Ebenen. Da die Jubiläumsfeier vor zwei Jahren coronabedingt ausfallen musste, wird das Ereignis in diesem August nachgeholt. Eine französische Delegation unter Leitung von Präsident Frédéric Brangeon und Hauptgeschäftsführerin Claire Morille von der Handwerkskammer in Nantes sowie Präsident Daniel Laidin und Hauptgeschäftsführer Philippe Seguin der Kammer der Vendée reiste zu einem Besuch nach Bielefeld an.
Der ostwestfälisch-lippische Handwerkspräsident Peter Eul begrüßte gemeinsam mit Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL, die französischen Kolleginnen und Kollegen. „Die deutsch-französische Handwerksfreundschaft führt Handwerkerinnen und Handwerker sowie Vertreterinnen und Vertreter der Handwerksorganisationen auf beruflicher und persönlicher Ebene zusammen“, erklärte Peter Eul. „Wir wollen die Zusammenarbeit intensivieren, internationaler Austausch ist wichtiger denn je“, ergänzte Dr. Jens Prager. Im Rahmen des feierlichen Jubiläumsempfangs unterschrieben die Repräsentantinnen und Repräsentanten der Kammern auch eine Charta zur Vertiefung der deutsch-französischen Freundschaft, in der konkrete Ziele für die zukünftige Kooperation auf Ausbildungs-, Betriebs- und Kammerebene vereinbart sind. „Die Charta soll das Fundament der Freundschaft zwischen den Kammern gerade in dieser schwierigen Zeit stärken und ausbauen“, betonte Prager.
Die Stadt Bielefeld vertrat Dr. Udo Witthaus, Schul- und Kulturdezernent, beim Jubiläumsempfang und stellte die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft heraus. Neben den offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten besuchten die französischen Gäste eine Bäckerei und Konditorei in Löhne sowie ein Bauunternehmen in Bad Oeynhausen. Die Besichtigung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals gab Einblick in die preußische Vergangenheit Westfalens.
Seit mehr als vier Jahrzehnten sammeln Auszubildende Erfahrungen in Betrieben der Partnerkammern, Handwerksunternehmerinnen und
-unternehmer besuchen Betriebe in den Partnerbezirken, um mit neuen Eindrücken in den eigenen Betrieb zurückzukehren und neue Ideen umzusetzen. Gemeinsame Messebesuche in Deutschland und Frankreich sorgen ebenfalls für Inspiration. Auch die Präsidien und die Geschäftsführungen tauschen sich sehr regelmäßig aus. Hier geht es um ganz konkrete Themen wie Betriebsberatung, Berufsausbildung oder um die Interessenvertretung des Handwerks auf europäischer Ebene. Gemeinsam haben die drei Partnerkammern wichtige Impulse nach Brüssel an SMEunited, den europäischen Verband für das Handwerk und kleine und mittelgroße Betriebe, geschickt.
Begonnen hat die Freundschaft zwischen der ostwestfälisch-lippischen Handwerkskammer und den beiden westfranzösischen Kammern im Jahr 1976 mit dem Besuch einer französischen Delegation in Bielefeld. Zwei Jahre später erfolgte der erste Besuch deutscher Lehrlinge in La Roche-sur-Yon. 1980 haben die Spitzenvertreter von Haupt- und Ehrenamt in Bielefeld die Partnerschaftsurkunde unterschrieben. Für die Bielefelder Handwerkskammer unterzeichneten damals Präsident Heinz Landré und Hauptgeschäftsführer Dr. Horst Lenz. Die Freundschaft zwischen den Kammern und der Austausch zwischen den Handwerkerinnen und Handwerkern in Deutschland und Frankreich hatten zum Ziel, sowohl wirtschaftliche als auch kulturelle Impulse zu geben. Der Gedanke „nie wieder Krieg“, der 35 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges eine große Rolle spielte, ist heute angesichts des Einmarschs Russlands in die Ukraine aktueller denn je.