Jahresabschluss: Rück- und Ausblick der Handwerkskammer
22.12.2020
Die Geschäftslage im ostwestfälisch-lippischen Handwerk hat 2020 Corona-bedingt stark an Schwung verloren. Die gut 160.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 21.500 Handwerksunternehmen in der Region haben 2020 einen Umsatz von rund 17,9 Milliarden Euro erwirtschaftet, das ist ein Minus von vier Prozent. Die Tendenzen für das Jahr 2021 sind eng mit der Corona-Lage verbunden und somit schwer vorauszusagen.
Die konjunkturellen Entwicklungen zwischen den sieben Handwerksbranchen in der Region im Jahr 2020, aber auch innerhalb jeder einzelnen Branche waren höchst unterschiedlich. Hauptgrund für ein insgesamt fast stabiles Geschäftsklima war die gute Auslastung der Betriebe in den Bau- und Ausbauhandwerken. Ins Jahr 2021 werden die Handwerksbetriebe wegen des Teil-Lockdowns ab November und des anschließenden harten Lockdowns mit stark gezogener Handbremse starten. Massiv betroffen sind weiterhin die Betriebe, die wegen des Lockdowns komplett oder in Teilen schließen mussten. Die wirtschaftliche Achterbahnfahrt wird auch für die vielen anderen Handwerksbetriebe und -branchen nicht beendet sein. Die Handwerkskammer OWL betrachtet es als gut und angemessen, dass die Politik zu Beginn der Krise und auch aktuell sehr rasch und umfassend Programme aufgelegt hat, um besonders die Liquidität von Betrieben zu sichern. Die Kammer sieht es auch als richtig an, im erneuten Lockdown mit Hilfen möglichst viele an sich gesunde Betriebe über diese Krisenphase zu bringen. Ein Blick in die Zukunft, in der all diese Hilfen finanziert werden müssen, verdeutlicht aber, dass es keine stetige bloße Fortschreibung von Hilfen geben wird.
Um die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig zu stärken, spricht sich die Handwerkskammer für mehr Flexibilität und mehr Innovationen in allen Bereichen aus. Bürokratische Hürden müssen verringert werden. Das Weniger an Bürokratie für Unternehmen und Betriebe muss einhergehen mit einer beschleunigten Modernisierung von Prozessen und Strukturen in Wirtschaft und Verwaltung. Starke Probleme verursachen unverändert die sehr schleppenden Bearbeitungen der Bauanträge in den zuständigen Bauämtern, über die sich immer mehr Bauunternehmer und Architekten beklagen. Das Hauptproblem ist die völlig unzureichende Digitalisierung der Behörden. Das macht sich vor allem während der Pandemie negativ bemerkbar: Mitarbeiter, die sich im Homeoffice befinden, können Akten nicht zügig weiterbearbeiten. Wenn hier nicht schnell gegengesteuert wird, dürften einigen Unternehmen in den nächsten Monaten die Aufträge ausgehen.
Die Handwerkskammer selbst hat im Finanzplan 2021 insgesamt 2,6 Millionen Euro für IT-Investitionen in mehreren Digitalisierungsprojekten zur Verwaltungsmodernisierung sowie in Investitionen in die technische Ausstattung und die Gebäudetechnik des Campus Handwerk eingeplant.