Yannick Bischet hat schon nach dem Abitur mit dem Beruf des Zimmerers geliebäugelt.
HWK OWL
Yannick Bischet hat schon nach dem Abitur mit dem Beruf des Zimmerers geliebäugelt.

Keine Matrikelnummer mehr

19.12.2019

Yannick Bischet hat vom Studium ins Handwerk gewechselt und mit 28 Jahren eine Ausbildung zum Zimmerer in der Holzbau Schneider GmbH in Bielefeld-Brackwede begonnen. Das Studium des Maschinenbaus an der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft hatte Bischet fast beendet - und das mit einem Notenschnitt von 1,4. Doch während der Vorbereitung seiner Abschlussarbeit trafen seine Vorstellungen nicht die seines Dozenten, Bischet warf das Handtuch. Zunächst blieb er der akademischen Laufbahn treu und wechselte zum Studium der Kognitiven Informatik nach Bielefeld. „Das bin nicht ich“, stellte der Baden-Württemberger immer mehr fest. 40 Arbeitsjahre am Schreibtisch zu verbringen, das konnte er sich immer weniger vorstellen. Nach dem Abitur wechselten fast alle Mitschülerinnen und -schüler in Studium. Alles andere wäre ungewöhnlich gewesen, erklärt der junge Mann, der schon damals mit dem Beruf des Zimmerers geliebäugelt hatte. Zusammen mit seinem Vater hatte er gerne handwerkliche Arbeiten verrichtet, vorzugsweise im Holzbau. Auch während des Studiums hatte er immer wieder Jobs im handwerklichen Bereich übernommen. Noch immer werde in den Gymnasien viel zu wenig über die Karrieremöglichkeiten im Handwerk berichtet, erklärt der junge Mann und beklagt die „Überakademisierung mit einer Millionen Studiengängen“.  

In Bielefeld erfuhr er von den Zukunftstagen im Handwerksbildungszentrum Brackwede. Im Juli kam er dort mit einer Bewerbungsmappe unter dem Arm an. Bei den handwerklichen Übungen bewies Bischet großes Geschick, so dass sich Markus Ortmann, Projektmitarbeiter im Handwerksbildungszentrum, freute, als der junge Mann um Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz bat. Nach kurzer Zeit hatte Ortmann, die Verbindung zur Holzbau Schneider GmbH hergestellt. Dort arbeitet Bischet zunächst zur Probe, doch schnell entschlossen sich Geschäftsführerin Kristina Schneider und Zimmer- und Dachdeckermeister Frank Schneider, dem Studienaussteiger einen Ausbildungsplatz anzubieten. „Hier bin ich keine Matrikelnummer, sondern Yannick Bischet“, freut der Nachwuchshandwerker. Derzeit absolviert Bischet den ersten Lehrgang der überbetrieblichen Ausbildung im Handwerksbildungszentrum. Seine Ausbildung wird er auf zwei Jahre verkürzen und auf den Unterricht in der Berufsschule verzichten. „Im Studium habe ich gelernt, wie man selbstständiges Lernen organisiert“, erklärt der angehende Zimmerer. Mathematik fällt ihm überhaupt nicht schwer, da ist er klar im Vorteil.

Was für ihn nach der Ausbildung beruflich ganz genau ansteht, weiß er noch nicht. „Jetzt mache ich gerade das, was mir Spaß macht“, so Bischet. Er liebäugelt mit der Meisterschule oder vielleicht kombiniert er Ausbildung, vorhandene Studiengrundlagen und ein weiterführendes Studium. Alle Karrierewege sind offen, das sei ein Plus der beruflichen Ausbildung im Handwerk. Privat träumt er davon, für sich und seine Freundin ein eigenes Haus im Holzrahmenbau zu errichten. Das Wissen dazu wird er in Kürze haben.