Markus Hüllmann, geschäftsführender Gesellschafter bei der G. Kraft Maschinenbau GmbH, wünscht sich ein Umfeld, das den Unternehmen mehr Eigenständigkeit ermöglicht.
Katrin Biller Fotografie_Kraft _Maschinenbau
Markus Hüllmann, geschäftsführender Gesellschafter bei der G. Kraft Maschinenbau GmbH, wünscht sich ein Umfeld, das den Unternehmen mehr Eigenständigkeit ermöglicht.

Lego für Erwachsene

26.09.2022

„Es ist möglich, in Deutschland zu guten Konditionen zu produzieren, wenn die Produktion automatisiert wird“, erklärt Markus Hüllmann, Geschäftsführer der G. Kraft Maschinenbau GmbH in Rietberg-Mastholte. Das traditionsbewusste handwerkliche Maschinenbauunternehmen, gegründet im Jahr 1816 als Schmiede für Wagenbau von Franz Adam Kraft, stellt hochgradig automatisierte Fertigungsstraßen für die Industrie her. Bei den maßgeschneiderten Anlagekonzepten leistet das ostwestfälische Unternehmen mit inzwischen 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Pionierarbeit. Ingenieure und handwerklich geschulte Mitarbeitende vor allem aus den Bereichen Elektrotechnik und Feinwerkmechanik entwickeln und stellen gemäß Kundenwunsch Produktionsanlagen schwerpunktmäßig in den Bereichen Türen und Zargen, Dämmstoffe sowie Fußböden her. Weitere Bereiche werden auf Wunsch ebenfalls beliefert. Automatische Verpackungsvorrichtungen und Lager- und Materialflusssysteme komplettieren das Angebot. Die komplexe Steuerung wird hausintern programmiert, häufig von handwerklich ausgebildeten Elektronikern, die sich weitergebildet und spezialisiert haben. Die Anlagen produzieren von Losgröße 1 bis hin zur Serienproduktion. Weil es immer schwieriger wird, Fachpersonal zu finden, setzt eine wachsende Anzahl von Industrieunternehmen auf die Produktion 4.0. „Die Anlagen müssen heute möglichst leicht zu bedienen sein“, betont Hüllmann. Um diesen Kundenwunsch zu erfüllen, steigen auch die Anforderungen an die Programmiererinnen und Programmierer.

Ein Großteil der Anlagen wird vormontiert und läuft im Probebetrieb. Viele Kundinnen und Kunden kommen aus der ganzen Welt nach Rietberg-Mastholte, um die in Auftrag gegebene Anlage in Augenschein zu nehmen und eingewiesen zu werden. „Lego für Erwachsene“ nennt Hüllmann stolz die erste Vorführung vor den künftigen Anwenderinnen und Anwendern, die mit Staunen und Begeisterung prüfen, was der ostwestfälische Maschinenbauer konstruiert hat. Der Exportanteil der Anlagen liegt bei 50 Prozent. Um die hohe Qualität seiner Produktionsanlagen zu gewährleisten, setzt der Geschäftsführer auf top ausgebildetes Personal. Einen Ausbildungsschwerpunkt legt er im Bereich Feinmechanik und arbeitet hier eng mit dem Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer OWL am Campus Handwerk zusammen. Insgesamt bildet die G. Kraft Maschinenbau GmbH derzeit 90 junge Menschen aus, inklusive derjenigen, die ein Studium absolvieren. In diesem Jahr haben auch zwei junge Frauen ihre Ausbildung als Feinwerkmechanikerin begonnen, eine weitere Frau eine Ausbildung als Zerspanungsmechanikerin. Viele Auszubildende verbleiben im Unternehmen und sichern damit die Fachkräftebasis. Weitere Fachkräfte erhält das Unternehmen durch den Erwerb von oder den Einstieg in andere Unternehmen wie zuletzt durch die Mehrheitsbeteiligung an der Becker Sondermaschinenbau GmbH. Die Region verfüge über gute Fachhochschulen und Universitäten, mit dem Innovationsnetzwerk „it´s OWL“ als Rückgrat sei die regionale Innovationslandschaft hervorragend aufgestellt, lobt der Mastholter Unternehmer.

Seiner festen Überzeugung nach könnten die Region und der Wirtschaftsstandort Deutschland noch viel besser dastehen, wenn nicht ein Übermaß an bürokratischen Auflagen und Dokumentationspflichten die Abläufe in Unternehmen massiv hemmen würde. Auch wünscht er sich mehr Entscheidungsfreudigkeit in Behörden. „Es muss endlich ein Umfeld geschaffen werden, das den Unternehmen mehr Eigenständigkeit ermöglicht“, fordert Geschäftsführer Hüllmann.