braune Dachbalken auf einer Baustelle
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Materialengpässe belasten weiterhin regionales Handwerk

15.09.2021

Noch sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise nicht überstanden - und schon sehen sich viele unterschiedliche Gewerke im OWL-Handwerk der nächsten langwierigen Herausforderung gegenüber. Denn die unterbrochenen Lieferketten während der Pandemie machen sich weiterhin in dynamischen Preissteigerungen von Baumaterialen und Rohstoffen bemerkbar. Laut Statistischem Bundesamt und dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes sind die Preise für Schnittholz mit einer Verteuerungsrate von 110 Prozent in den letzten Monaten nahezu explodiert. Auch Betonstahl hat sich um mehr als 80 Prozent erheblich verteuert. Viele Dämm-Materialien, verschiedene Kunststoffe sowie Erdölderivate wie Bitumen für den Straßenbau sind unverändert sehr knapp und führen ebenfalls zu zum Teil heftigen Preissteigerungen.

Diese starken Preissprünge und Lieferengpässe verschärfen die finanzielle Situation in den Betrieben erheblich. Da viele Lieferanten nur noch Tagespreise angeben, wird die Erstellung von Angeboten erschwert bis unmöglich. Fallen Einkaufspreise deutlich höher aus als bei der Bewerbung um einen Auftrag kalkuliert, kann das dazu führen, dass die Auftragserfüllung betriebswirtschaftlich zum Verlustgeschäft für den jeweiligen Betrieb wird. Vorfinanzierungen führen zu Liquiditätsengpässen und somit die Betriebe unverschuldet in eine finanziell schwierige Situation. In der Folge verzögern sich beispielsweise wichtige Bauvorhaben.

Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL zur aktuellen Situation: „Die akuten Materialengpässe hemmen die wirtschaftliche Erholung und den Weg zurück zur Normalität. Es wird viel Zeit und Geduld erfordern, bis diese komplexen Störungen in den internationalen Lieferketten wieder behoben sind. Die Auftragsbücher der Bau- und Ausbauhandwerke sind voll, aber die Unternehmen können teilweise nur eingeschränkt arbeiten. Ich werbe an dieser Stelle nach wie vor für Verständnis bei der Kundschaft unserer Betriebe und für die Bereitschaft, sich auf längere Lieferzeiten einzustellen. Die betroffenen Betriebe tun gerade ihr Bestes, damit sich diese Engpässe nicht oder nur in Maßen auf Kundenseite auswirken.“

Gemeinsam mit den bundesweiten Handwerksorganisationen fordert die Handwerkskammer zudem, dass zumindest in Ausnahmesituationen - wie aktuell in der Corona-Pandemie - öffentliche Auftraggeber auf Vertragsstrafen verzichten sollten, wenn Aufträge aufgrund von Lieferengpässen und stark gestiegenen Einkaufspreisen nur mit Verzögerung oder gar nicht ausgeführt werden können. Es sollte zur verpflichtenden Praxis werden, bei Ausschreibungen grundsätzlich die Nutzung von Preisgleitklauseln durch die potenziellen Auftragnehmer vorzusehen.