Neue Impulse für den Betrieb
„Wir sind eine coole Truppe“, sagt Dachdeckermeisterin Anne Gerstenberg über den Gesellenprüfungsausschuss der Handwerkskammer OWL, in dem sich die Handwerkerin als Arbeitnehmerin engagiert. Die 30-Jährige arbeitet als Angestellte im Familienunternehmen Dachfenster-Service Gerstenberg. Der Bad Salzufler Fachbetrieb, der von Vater Frank und Onkel Volker Gerstenberg geleitet wird, hat sich auf den Einbau von Dachfenstern spezialisiert. Anne Gerstenberg selbst ist im Unternehmen groß geworden, hat sich aber zunächst beruflich anders orientiert und eine Ausbildung zur Industriekauffrau absolviert. Lebendigkeit und schnelles Agieren gewohnt, schien der temperamentvollen, jungen Frau die Arbeit im Büro auf Dauer zu eintönig, sodass sie sich entschloss, eine handwerkliche Ausbildung anzuschließen. „Ich bin eine Macherin und brauche einen gewissen Stresspegel“, erklärt Anne Gerstenberg, die schon als Kind Fenster auseinander- und zusammengeschraubt hat. Ihre Lehre absolvierte sie im Familienunternehmen in Kooperation mit einem Partnerbetrieb.
Als Frau im Dachdecker-Handwerk fällt sie noch auf, wird aber von Kollegen und Kundinnen und Kunden gut aufgenommen. „Eine Frau im Team, das tut jedem Handwerksunternehmen gut“, findet Anne Gerstenberg und wirbt aktiv für mehr Frauen im Handwerk. Mittelfristig werde sie den Familienbetrieb übernehmen, betont die Dachdeckermeisterin, die nach und nach in die Rolle der Unternehmerin hineinwächst. Unterstützung bekommt sie dabei von ihrem Vater, dem Onkel, aber auch von ihrem Lebensgefährten Felix Haierhoff, einem selbstständigen Dachdeckermeister aus Blomberg, der sich ehrenamtlich in der Dachdecker-Innung Lippe engagiert. Ein halbes Jahr nach ihrer Ausbildung besuchte die junge Frau die Meisterschule des Dachdecker-Handwerks in Eslohe und schloss als Lehrgangsbeste ab. Dort trat sie auch in Kontakt mit dem Bad Salzufler Dachdeckermeister Gerd Jüttner, der sie für den Gesellenprüfungsausschuss des Dachdeckerhandwerks der Handwerkskammer gewann. Neben der Arbeit mit den jungen Leuten während der Prüfung schätzt Anne Gerstenberg auch den Kontakt zu den Berufskollegen. „Wir tauschen Wissen und Erfahrungen aus und sind einfach ein gutes Team“, so die Junghandwerkerin, die sich gerne gesellschaftlich engagiert.
„Alter und auch Geschlecht spielen bei der Arbeit im Prüfungsausausschuss keine Rolle. Das Miteinander zählt“, betont die Dachdeckermeisterin. Auch auf dem Markt gingen viele Betriebe dazu über, ihre Leistungen zu ergänzen, zusammenzuarbeiten und Wissen zu Teilen. Beispielsweise helfen sich Fachunternehmen untereinander mit Dienstleistungen wie Unterstützung durch Kraneinsätze. Wettbewerbskämpfe gebe es momentan weniger, so Gerstenberg. Für ihre Arbeit im Prüfungsausschuss hält ihr Vater Frank den Rücken frei. Der Ausschuss prüft einmal im Jahr eine Woche lang in Eslohe, dazu kommen die Zwischenprüfungen im Frühjahr und Herbst mit jeweils zwei Tagen. Durch den Kontakt zu Ausbildern und Lehrern kommt Anne Gerstenberg stets mit neuen Impulsen in den Betrieb zurück. Dass Handwerkerinnen und Handwerker durch ehrenamtliches Engagement etwas bewirken können, davon ist die junge Frau überzeugt. Sie sucht im Austausch mit anderen engagierten Handwerkerinnen nach Wegen, mittelfristig Familie und Unternehmertum zu verbinden.