Diskutieren über das Handwerk und Europa: Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Moderatorin Julia Ures, Micha Kasper (FDP), Dave Daniel Pador-Sundermeyer (Bündnis 90/Die Grünen), Ingo Stucke (SPD), Verena Mertens (CDU) und Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld.
Thomas F. Starke / HWK OWL
Diskutieren über das Handwerk und Europa: Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Moderatorin Julia Ures, Micha Kasper (FDP), Dave Daniel Pador-Sundermeyer (Bündnis 90/Die Grünen), Ingo Stucke (SPD), Verena Mertens (CDU) und Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld.

24. Mai 2024 OWL-Handwerk diskutiert über Zukunft Europas

Die Handwerkskammer OWL zu Bielefeld hat zur Veranstaltungsreihe „Handwerk OWL im Dialog: Die Zukunft Europas und des Handwerks“ eingeladen. Vor gut 100 Gästen stellten Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), sowie die Kandidierenden für die Europawahl Verena Mertens (CDU), Ingo Stucke (SPD), Micha Kasper (FDP) und Dave Daniel Pador-Sundermeyer (Bündnis 90/Die Grünen) ihre Vorstellungen über die Herausforderungen und Chancen für das Handwerk in Europa vor. Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL, betonte in seiner Begrüßung: „Europas Zukunft ist nur mit dem Handwerk zu meistern“. Er appellierte an die anwesende Politikerin und die anwesenden Politiker, die Vielfalt in Europa zu stärken. „Europa eint das Ziel einer wirtschaftlich erfolgreichen Klimawende, der Motor dieser Veränderung sind die kleinen Betriebe, die innovative und nachhaltige Technologien entwickeln und in die Anwendung bringen“, so Eul. Der Präsident stellte die demokratischen Werte heraus, für die die 27 Mitgliedsstaaten stehen, und betonte, dass diese gegen populistische Tendenzen gestärkt werden müssen. 

ZDH-Präsident Jörg Dittrich wies darauf hin, dass 99 Prozent aller Unternehmen in der Europäischen Union kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind und forderte die Politikerin und die Politiker auf, deren Belange besser zu berücksichtigen. Das Lieferkettengesetz beispielsweise, das diese Betriebe eigentlich ausnimmt, betrifft sie dennoch, da sie als Zulieferer für größere Betriebe ihre Lieferketten dann doch offenlegen müssen. Weitere Themen, die in der Runde angesprochen wurden, waren neben dem Übermaß an Bürokratie auch der Fachkräftemangel und die Energiewende. Verena Mertens von der CDU sprach sich dafür aus, Bürokratie abzubauen und massiv zu begrenzen. Der Green Deal, ein Maßnahmenkatalog mit dem die Europäische Union bis 2050 als erster Kontinent klimaneutral werden möchte, habe dazu geführt, dass gerade der Mittelstand besonders durch neue Auflagen belastet wurde. Mertens forderte stattdessen einen Economic Deal, der die wirtschaftlichen Belange stärker berücksichtige. Dazu gehöre auch ein sofortiger Belastungsstopp für neue Regelungen und die baldige Besetzung der Position des Europäischen Mittelstandsbeauftragten. Bei dem Ausmaß der Reduzierung bürokratischer Auflagen waren die Politiker unterschiedlicher Auffassung. So kritisierte Micha Kasper die gestiegene Bürokratie im Personalwesen, zum Beispiel die Dokumentationspflichten für Arbeitszeiten. Der FDP-Politiker forderte weniger Kontrollen und einen Vertrauensvorschuss gegenüber Unternehmerinnen und Unternehmern.

SPD-Kandidat Ingo Stucke sah dagegen durchaus die Notwendigkeit von Dokumentationen bei Arbeits- und Pausenzeiten, auch um den Schutz von Arbeitnehmenden zu gewährleisten. Der Politiker betonte, dass die ökologische Wende auch einen sozialen Ausgleich brauche. Stucke und auch der Vertreter der Grünen, Dave Daniel Pador-Sundermeyer, betonten zudem die Notwendigkeit, potenzielle Arbeitskräfte aus dem Ausland schneller in die Arbeitswelt zu integrieren. Insgesamt müssten ausländische Abschlüsse rascher und unkomplizierter anerkannt werden, erklärte Pador-Sundermeyer. Er betonte zudem die entscheidende Bedeutung des Handwerks für die Klimawende und setzte sich für Investitionen in die Bildung ein.

In der abschließenden Fragerunde forderten die Gäste der Veranstaltung von den Repräsentanten der Parteien Verständnis für die Belange des Handwerks und setzten sich für bürokratische und finanzielle Entlastungen ein. ZDH-Präsident Jörg Dittrich appellierte, diesen in Aussicht gestellten Entlastungen nun auch tatsächlich Taten und entsprechende politische Entscheidungen folgen zu lassen. Abschließend betonte Handwerkspräsident Dittrich: „Bei dieser Europawahl geht es nicht um das ferne Brüssel oder Straßburg. Sondern es geht um uns. Europas Zukunft lässt sich nur mit einem starken Handwerk meistern: Deswegen ist jede Handwerkerin und jeder Handwerker aufgerufen, mit der eigenen Stimmabgabe über die künftige Entwicklung Europas mit zu entscheiden. Es ist wichtig, dass wir wählen gehen!“