14. Juni 2023 Umdenken in Bildungspolitik gefordert
Die ordentliche Vollversammlung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld hat im Campus Handwerk in Bielefeld getagt und sich über die Herausforderungen des regionalen Handwerks ausgetauscht. „Der große Bedarf an beruflich ausgebildeten Fachkräften im Handwerk macht ein Umdenken in der Bildungspolitik dringend notwendig - nicht erst seit den Plänen zum Heizungsgesetz“, erklärte Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer, in seiner Eröffnungsrede. Es brauche ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um den Fachkräftebedarf zeitnah zu decken. „Wir müssen die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung praktisch umsetzen und die Fachkräfteeinwanderung erleichtern. Genaugenommen müssen wir unser gesamtes Bildungssystem neu denken“, so Eul. Es brauche neue Zugänge zum Handwerk und eine erhöhte Durchlässigkeit zwischen den Bildungssystemen, etwa durch qualitativ hochwertige Teilqualifizierungen. Diese seien zwar kein Ersatz für eine reguläre Ausbildung, aber eine sinnvolle Ergänzung für bestimmte Zielgruppen, die sonst keinen Zugang zu einer Ausbildung hätten oder diese nicht abschließen könnten. „Wie man es dreht und wendet, die berufliche Bildung wird in den kommenden Jahren noch mehr zum Erfolgs- und Standortfaktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland werden“, erklärte der Kammerpräsident.
In seinem Lagebericht stellte Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL, den aktuellen Stand zu den Neubauplänen am Campus Handwerk vor. „Wir sind im Zeitplan. Der Bauantrag wird bis Ende Juni planmäßig und fristgerecht eingereicht, um die notwendigen Fördermittel für das Vorhaben zu sichern“, betonte der Hauptgeschäftsführer, der sich erneut für das Vertrauen der Vollversammlungsmitglieder bedankte, die sich Anfang Mai in einer außerordentlichen Sitzung einstimmig für die Übernahme der Bauherrenrolle durch die Handwerkskammer ausgesprochen hatte. „Mit diesem Beschluss zur Errichtung des nächsten Bildungsleuchtturmes ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Umsetzung des Bildungskonzeptes für die Flächenregion OWL gelungen“, so Prager.
Darüber hinaus präsentierte Ragna Köstner, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin und Beauftragte für Wirtschaftsführung der Handwerkskammer, den Finanzabschluss für das Jahr 2022. „Trotz eines sehr schwierigen Jahrs mit großen Sorgen aufgrund unsicherer Energiepreise und extremer Inflation konnte die Handwerkskammer ein negatives Jahresergebnis zugunsten ihrer Mitgliedsbetriebe durch umsichtiges Handeln vermeiden“, betonte Köstner.
In einem weiteren Tagesordnungspunkt stellte Dr. Maribel Illig, Geschäftsführerin der Handwerkskammer und Leiterin des Berufsbildungszentrums der Handwerkskammer, den Vollversammlungsmitgliedern die kürzlich eröffnete Klima-Akademie vor. „Durch die drei Standbeine Beratung, Qualifizierung und Vernetzung möchten wir unsere Mitgliedsbetriebe dabei unterstützen, ihrer zentralen Rolle bei der Umsetzung der ökologischen Transformation gerecht zu werden“, erklärte Illig.